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Der frühe Vogel kann umso länger feiern

Narrengarde geht neue Wege mit Sitzung und Party. Bei Prinz Patricks Heimspiel in Dürwiß erleben die Jecken ein tolles Programm.

Eines war dann doch „wie immer“: Der Ruf „Kaaf Alaaf“ hallte am Samstag während der Sitzung der KG Narrengarde Dürwiß ungezählte Male durch die mit bunt und fantasie- voll kostümierten Jecken vollbesetzte Festhalle.

Ansonsten war aber fast alles an- ders. Stichwort Konzept! Eine neue Startzeit am Nachmittag und ein größtenteils von bestens aufgeleg- ten eigenen Kräften präsentiertes Programm mit hochkarätigen Ein- sprengseln von „anderswo“ ließ dem närrischen Volk ausreichend Zeit, um nach dem letzten jecken Ton auf der Bühne vor eben dieser noch eine ausgelassene und stim- mungsvolle Party zu feiern. „Wer immer in der gleichen Spur bleibt, kommt nur wenig voran und kann nicht überholen“, begründete Vi- zepräsident Thorsten Schnitzler die Neuerungen.

Wobei wir schon bei der nächs- ten „Ungewöhnlichkeit“ dieser Narrengarde-Sitzung wären. Thorsten Schnitzler fungierte als Sitzungspräsident und vertrat einen gewissen Patrick Nowicki, der einmal mehr etwas anderes zu tun hatte, voller Wortwitz, Lust so- wie bester Laune. Desweiteren machte er nicht zuletzt seinen El- ferrats-Mitstreitern schnell klar, dass die Bezeichnung „Sitzung“ nur eine leicht-ironische Um- schreibung dessen war, was die Gäste gut vier Stunden lang erwar- tete: Denn bei aller Modernisie- rung spielten die traditionellen Zutaten „Spaß und Dollerei“, die das närrische Volk immer wieder zu schweißtreibenden Fitness- Übungen jenseits aller Stühle und Bänke hinrissen, die bestimmende Rolle.

Hatten die Jugendkaafsäck die Gäste in der sich immer weiter fül- lenden Festhalle schon im Vorpro- gramm mit stimmungsvollen Klängen eingestimmt, ging es nach der von Thorsten Schnitzler unter dem Motto „kurz und bün- dig“ gehaltenen Begrüßung im wahrsten Sinne des Wortes stehen- den Fußes in „medias res“. Denn kein Geringerer als der kölsche Sänger, Gitarrist und Lieder- macher Björn Heuser lud die ge- samte Gemeinde zu einem stim- mungsvollen Mitsingkonzert ein. Was sich die eingeborenen Dür- wisser und Indestädter naturge- mäß nicht zweimal sagen ließen.

Einhundertprozentig text- und (93,7 Prozent) notensicher warfen sie mehr als nur einen Blick auf den „kölschen Stammbaum“,

die Vorteile hervor, die das Auf- wachsen auf dem Land mit sich bringe: „Dorfkinder wissen, wann Frühling ist. Wenn es nach Gülle riecht!“ Außerdem gelte ein Städ- ter nach fünf Bier als Alkoholiker, während die gleiche Person auf dem Dorf als Fahrer geradezu prä- destiniert sei.

Es folgten zwei Stunden in Blau und Gelb, die von einem ganz besonderen Gespann mit fünf Federn und Tuppstab nebst Anhang eröffnet wurden: Prinz Patrick I. und Zeremonienmeister Michael wurden triumphal in ihrem Wohnzimmer empfangen und rockten die Stadt, das Dorf und die Halle, was das Zeug hält. „Es gibt Dinge, die sind schöner, als man sie sich zuvor vorstellen kann“, zeigte sich seine Tollität während seines Heimspiels absolut er- griffen. „Chefoberpage“ Norbert Weiland zauberte dann noch eine ganz besondere Überraschung aus dem Hut. Der Präsident des Ge- schäftsführenden Vorstands des Karnevalskomitees zeichnete Nar- rengarde-Ehrenpräsident Hans-Pe- ter Schnitzler mit dem Komitee- Wappen in Gold mit Brillanten aus. „Ein Orden, der nur einmal pro Session vergeben wird, für eine Persönlichkeit, die die Narren- garde geführt, geformt und ge- prägt hat“, so Norbert Weiland.

Mit schwungvollen Tänzen voller Akrobatik, Temperament, Charme und Esprit verzauberten die Jugendtanzgruppe der Narren- garde sowie die „Rainbow Dan- cers“ ihr begeistert mitgehendes Publikum. Zwischendurch lud Sängerin Laura Wings die Jecken im Saal sowohl mit Fastelovends- Ohrwürmern als auch mit rocki- gen Klängen zum Träumen, Schun- keln und Tanzen ein.

Der Aufmarsch des gesamten Korps der KG Narrengarde Dürwiß setzte dem Treiben schließlich die Krone auf: Kommandant Oliver

Ehre, wem Ehre gebührt: Narrengarde-Ehrenpräsident Hans-Peter Schnitzler wurde mit dem Komiteewappen in Gold mit Brillanten ausge- zeichnet.

„Wer immer in der gleichen Spur bleibt, kommt nur wenig voran und kann nicht überholen.“

dachten an „ming eetste Fründin“, huldigten „unserem Veedel“ und zitierten mit „Kölsche Jong“ ge- nauso Brings wie Willy Millo- witsch. Vom Hinsetzen sahen die Narrengarde-Jecken weiterhin ab, schließlich stürmte unmittelbar darauf das Trompetenkorps „Die Kaafsäck“ die Bühne, um „Polka, Polka, Polka“ zu tanzen, „alle Jläser huh“ zu nehmen, musikalische Le- ckerbissen in Form von Süppchen und Pizza zu servieren und schließ- lich unter der Leitung von Dieter Kaltenbach, der das Korps seit vier Jahrzehnten leitet, die „Stääne“ und die erste „La Ola“ des frühen Abends vom Himmel zu holen.

Wortwitz in Reinkultur und ein- fallsreicher Reimform ließ „Der Lange“ Alfred Wings hören. Der leidgeprüfte Ehemann und Vater hatte vor kurzem seine Tochter unter ungewöhnlichen Umstän- den unter die Haube gebracht. Über die Tatsache, dass die Haar- stylistin im Vorfeld tief ins Glas ge- schaut hatte, zeigte er sich „betrof- fen, schließlich war diese besof- fen“, während Tante Elfie rund 190 Mal zum Selfie ansetzte. Ganz nebenbei brachte der Redner wäh- rend seiner Zugabe noch so man- chen Thermomix an den Narr be- ziehungsweise die Närrin.

Das Musik-Quintett „Kuhl un de Gäng“ behauptete anschließend glaubhaft „Ich han dä Millowitsch jesinn“, versicherte „Die schönste Mädcher han mir“, machte gemeinsam mit dem sich außer Rand und Band befindenden Publikum schalschwenkend samt Bühnenfeuerwerk die „Naach zom Daach“, um mit „Loss mer springe“ dem Wahnsinn im besten Sinne freien Lauf zu lassen.

Nachdem nun Arm- und Beinmuskulatur aller Jecken aufs äußerste strapaziert waren, machte sich mit Kai Kramosta ein Pfunds- kerl aus der östlichen Vulkaneifel erfolgreich daran, den Lachmus- keln den Rest zu geben: Der gebürtige Nickenicher bescheinigte dem Elferrat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem „letzten Abendmahl in 16:9“, stellte die wohl auch wissen- schaftlich fundierte Theorie auf, dass sich Hape Kerkeling über kurz oder lang seiner Donald-Trump-Maske entledigen werde und hob

Franken ließ den Regimentsspiel- mannszug unter der Leitung von Christoph Gühsgen antreten, der „Et jitt kei Wood“ anstimmte, be- vor das Tanzpaar Milena Getz und Fabian Florenkowsky auf „Wolke 7“ tanzte sowie Marketenderin Ju- lia Engelhardt mit der Damentanz- gruppe und den Gardisten einen fantastischen Schlusspunkt setzte. Schlusspunkt? Weit gefehlt! Viel- mehr Startschuss zur „Après-Sit- zungs-oder-Sauseparty“.

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