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„...se baggere os net fott!“

Diese Zeile aus dem Gardemarsch beschreibt das Fortschreiten des Tagebaus und die Tatsache, dass Dürwiß eben nicht umgesiedelt wurde. „...se baggere os net fott!“ - sie baggern uns nicht weg. Ein gravierender Eingriff in den natürlichen Lebens- und Kulturraum unserer Heimat war der Braunkohlenabbau, der 1910 mit dem Aufschluss des Tagebaus „Zukunft“ zwischen Weisweiler und Dürwiß begann. Vorher war bereits zur Verwertung der Braunkohle zu Brennstoff eine Brikettfabrik gebaut worden.

Bis 1941 schob sich der Tagebau an den Ortsrand von Dürwiß vor. Von 1910 bis 1941 förderte man 40 Millionen Tonnen Braunkohle, die nach dem Bau eines Kraftwerks neben der Brikettfabrik in Weisweiler inzwischen bei wachsender Nachfrage auch zur Stromerzeugung genutzt wurde.

„...se baggere os net fott!“

Unser Dorf im Jahr 1939: Es wird von der Hauptstraße, der Grünstraße und der Gasthausstraße durchzogen. Im Norden rückte die Tagebaue Zukunft und Zukunft-West an Dürwiß heran.

Der Braunkohlenabbau bis an die Ostgrenze von Dürwiß erforderte nicht nurgroße Ackerflächen, er sorgte auch für Ängste in der Bevölkerung, besonders als es am 15. November 1935 einen gewaltigen Erdrutsch am Dürwisser Friedhof gab. Eine beträchtliche Ecke des Friedhofs rutschte mit den Erdmassen in die Grube, und im November 1937 erfolgte ein weiterer Erdrutsch in den Tagebau hinein.

Darauf bezieht sich der Marsch der 1937 gegründeten Karnevalsgesellschaft Narrengarde, in dessen Text „Mir send die Dörwisser Jonge, Alaaf !“ es weiter heißt „mie mache os ke Föttche, se baggere os net fott!“ (Wir haben keine Angst, sie baggern uns nicht fort!). Den Text des Gardemarsches schrieb Heinrich Linnartz, Text- und Tondichter vieler Dürwisser Lieder und späterer Ehrensenator.

Die Dürwißer mussten seit 1935 weitere 50 Jahre mit dem großflächigen Abbau der Braunkohle leben; denn ab diesem Jahr wurde der Tagebau Zukunft-West an der L 238 zwischen Eschweiler und Dürwiß aufgeschlossen. 1938 konnte die erste Kohle gefördert werden, die auf einer Werksbahn mit Zügen zur Brikettfabrik und zum Kraftwerk nach Weisweiler transportiert wurde. Der Tagebau Zukunft-West schwenkte von Süden über Westen nach Norden fast um 180 Grad um den Ort Dürwiß.

Viel wertvolles Ackerland ging vorübergehend verloren und manche Bauernsöhne fanden Arbeit im Tagebau, in den Werkstätten und im Kraftwerk. Leider mussten auch eine Reihe von Dörfern im Norden von Dürwiß dem Tagebau weichen, und ihre Bewohner wurden umgesiedelt. Nicht zu unterschätzen waren die Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde Dürwiß. Aus einem Bauern- und Arbeiterdorf wurde eine bevorzugte Wohngemeinde für Umsiedler, Heimatvertriebene und andere.

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